Patrick Friedl will Hitze-Notfallzentrum 3 Juni 202513 Juni 2025 Anlässlich des morgigen Hitzeaktionstags hat Grünen-Landtagsabgeordneter und Sprecher für Klimaanpassung seiner Fraktion Patrick Friedl ein Hitze-Notfallzentrum für Bayern. Ziele sind unter anderem ein „Bayernnetz – Kühler Räume“ und ein bayernweites Hitzetelefon, vorwiegend als Beratungsangebot für die Bevölkerung wie auch für die kommunalen Verantwortungsträger*innen. All das soll koordiniert und angesiedelt sein beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen. Patrick Friedl: „Die Klimaerhitzung wird zu extremen Hitzeereignissen führen und so gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung enorm erhöhen. Projektionen lassen befürchten, dass der Sommer 2025 erneut ein Hitzesommer wird und möglicherweise auch in Unterfranken eine extreme Hitze mit Temperaturen bis über 40 Grad bevorstehen könnte, so wie es zum Beispiel die Menschen in Südosteuropa 2024 erleiden mussten.“ Die Bayerische Staatsregierung soll im Ernstfall in der Lage sein, über das LGL bayernweit Koordination und Unterstützung bei einer regionalen und notfalls überregionalen Unterbringung und Betreuung gefährdeter Personengruppen zu leisten, so heißt es im Antrag. Ziel ist, dass öffentliche „Kühle Räume“ in Abstimmung mit den Kommunen von der LGL identifiziert werden, wo nötig bei der Ausrüstung Unterstützung geleistet und zu einem „Bayernnetz – Kühle Räume“ zusammengefasst. Dieser Plan solle schrittweise und möglichst zeitnah den Menschen in Bayern öffentlich in mindestens digitaler Form zur Verfügung gestellt werden, so Friedl. Aus dem Antrag: „Kühle Räume für die bayerische Bevölkerung sind sicher gekühlt bzw. ausreichend abkühlbar, die Menschen können dort kostenlos mit Trinkwasser versorgt werden, im Bedarfsfall ist für eine medizinische Grundversorgung gegen typische hitzebedingte Gesundheitsrisiken gesorgt und es können dort eine hinreichende Anzahl kühler Schlafplätze notfalls bereitgestellt werden.“ Zum Hintergrund: „Laut Meteorologinnen und Meteorologen steht im Sommer 2025 für Deutschland und Bayern mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut ein Hitzesommer bevor. Behörden, Rettungskräfte sowie Einzelpersonen sollten daher auf extreme Hitzeereignisse in den nächsten Monaten vorbereitet sein. Viele wichtige Maßnahmen zum Hitzeschutz (wie Erstellung von Hitzeaktionsplänen, Ausbau der grünen und blauen Infrastruktur, Gebäudesanierung, etc.) erfordern mittel- bis langfristiges Engagement. Es gibt jedoch auch kurzfristige Akutmaßnahmen, mit denen wir uns schnell und wirksam gegen die unmittelbar anstehenden Herausforderungen wappnen können. Durch die Klimakrise wird Hitze auch in Bayern zu einer immer größeren Gefahr für die Bevölkerung. Ebenso wie die Durchschnittstemperaturen steigt auch die Zahl von „heißen Tagen“ mit Temperaturen über 30°C sowie die Anzahl, Dauer und Intensität von Hitzewellen. Andauernd hohe Temperaturen bergen vielfältige Risiken für die menschliche Gesundheit, insbesondere für vulnerable Gruppen wie Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Personen, Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder. Der Körper muss Schwerstarbeit leisten, um die Körpertemperatur konstant zu halten. In der Folge von extremer Hitze steigt auch die hitzebedingte Sterblichkeit in der Bevölkerung. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet in seinem Epidemiologischen Bulletin 19/2025 vom 7. Mai 2025, dass die Zahl hitzebedingter Todesfälle deutschlandweit im Jahr 2023 bei 3.100 und im Jahr 2024 bei 2.800 lag. Dabei wird festgestellt: „Insbesondere zeigt sich in älteren Altersgruppen ein systematischer Zusammenhang zwischen hohen Außentemperaturen und erhöhten Sterberaten.“ Nicht alle hitzebedingten Todesfälle werden dabei unmittelbar als solche erfasst: Die Fälle „reichen von Todesfällen durch Hitzeschlag bis zu komplexeren Konstellationen, etwa bei Menschen mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-, Lungen- oder Demenzerkrankungen.“ Der Report der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet zum Jahr 2020 (DOI: 10.1016/S0140-6736(20)32290-X) spricht sogar von mehr als 20.000 hitzebedingten Todesfällen in Deutschland allein 2018. Hinzu kommt eine erhöhte Ozonbelastung, die zu Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen führen sowie im schlimmsten Fall zu Lungenentzündungen, Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen kann. Entsprechend steigt bei Hitzewellen laut Umweltbundesamt auch die Zahl von Rettungseinsätzen. Notfalleinsatzkarten, die anzeigen, wo bei Hitzewellen besonders häufig Rettungsdienste angefordert werden, können ein nützliches Werkzeug sein (so z.B. Abbildung 10 im Hitzeaktionsplan Würzburg). Die bayerischen Rettungs- und Einsatzkräfte leisten einen unschätzbaren Beitrag zum Schutz der Bevölkerung. Daher gilt es, sie mit den notwendigen personellen, finanziellen und materiellen Ressourcen auszustatten, sowie auch ihren eigenen Schutz zu gewährleisten. Neben ausreichend Pausen und Flüssigkeitszufuhr beinhaltet dies auch gekühlte Räume und Fahrzeuge sowie nötige Schutzausrüstung. Aus diesem Grund hat die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) einen „Musterhitzeschutzplan für den Rettungsdienst“ entwickelt. Diesen gilt es zu verbreiten, konsequent umzusetzen und nötigenfalls an die bayerischen Rettungsdienste anzupassen. Auch die Innenräume von Gebäuden heizen sich bei heißen Temperaturen oft stark auf. Das gilt für Wohn- und Geschäftsgebäude genauso wie für öffentliche Gebäude. Insbesondere Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen (bspw. Krankenhäuser, Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Kitas, Schulen, etc.) kommen bei länger andauernden Hitzeperioden häufig an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Hier gilt es entsprechende Notfallkapazitäten zu sichern und überregional zu koordinieren. Die Gefahren von Hitze gelten potenziell überall, d. h. sowohl in den Städten als auch auf dem Land. In Städten und Ortszentren ist insbesondere den Wärmeinsel-Effekt wirksam. In dicht bebauten und stark versiegelten Gebieten mit wenig Frischluftzufuhr heizt sich die Umgebung stark auf, speichert die Hitze und kühlt auch nachts nur schwerlich wieder ab. Für große Städte wie Würzburg gilt, dass die Temperaturen im Stadtkern bis zu 7°C und mehr über denen des Umlands liegen können. Auf dem Land kann ebenfalls große Hitze entstehen vor allem in dicht bebauten Ortkernen, und hier sind medizinische Versorgung und Rettungsdienste oft nicht hinlänglich vorhanden. Gerade im ländlichen Raum ist daher eine überregionale Zusammenarbeit in Notfallsituationen gefordert. Hitzeschutz muss als Querschnittsaufgabe begriffen werden und erfordert daher die enge Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Gesundheit, Umwelt, Soziales, Stadtplanung und Bevölkerungsschutz.“ Zur Kenntnis auch unser Dringlichkeitsantrag zum Thema vom 17. Juli 2024 anbei. Darüber hinaus beantwortete Patrick Friedl im Namen der Fraktion die folgenden Fragen: Frage: Ist Ihrer Einschätzung nach das Bewusstsein bei den Kommunen und bei der Staatsregierung gewachsen, präventiv etwas gegen die Folgen von Hitze in den Städten zu tun? Patrick Friedl: „Bei unseren bayerischen Kommunen steigt das Bewusstsein für die Lage stetig, viele nehmen das Thema Hitzeschutz sehr ernst. Hilfreich ist, dass einige Forderungen von uns Grünen inzwischen vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen* aufgegriffen wurden und es dort zum Thema Hitze auch eine Kontaktstelle für Kommunen gibt. Die Staatsregierung jedoch legt bei diesem wichtigen Thema den Rückwärtsgang ein. Das Förderprogramm Kommunaler Klimaschutz, über das auch Hitzevorsorge und andere Klimaanpassungsmaßnahmen unterstützt werden können, liegt aktuell auf Eis. Auch eine zuverlässige Finanzierung für Klimaschutz und Klimaanpassung in den Kommunen wird regelmäßig von CSU und Freien Wählern abgelehnt – wie zuletzt bei der von uns Grünen geforderten „Kommunalmilliarde“. Ohne das nötige Geld wird ein erfolgreicher Hitzeschutz für die Menschen in Bayern nicht gelingen.“ *kurz: LGL Frage: Woran hapert es noch konkret? Patrick Friedl: „Es fehlt weiter an fast allem: an umfassender aktiver Information und verlässlicher Finanzierung von Hitzevorsorge in den Kommunen durch die Staatsregierung, an einem Hitze-Notfallzentrum zur Koordination und Unterstützung bei extremen Hitzewellen und an Ausrüstung der Katastrophenschutz- und Hilfsorganisationen, damit die Helfenden selbst hinreichend bei Hitze geschützt sind.“ Berichtsantrag zum oben erwähnten Förderprogramm Kommunaler Klimaschutz Hier sind zwei Presseartikel aus Merkur und BR mit den oben genannten Zitaten von Patrick Friedl.