Noch ist eine Gehölzentnahme auch händisch möglich – Schwarz-grünes Bündnis setzt sich für Schwarzes Moor ein 31 Januar 2022 Die Moor-Experten Lutz Rohland (Projektleiter Moor Bergwaldprojekt e.V.) und Torsten Kirchner (Gebietsbetreuer Naturschutzgebiet Lange Rhön), die beiden Grünen MdL Patrick Friedl und Paul Knoblach sowie Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann. Foto: Hannes Helferich TV Mainfranken und Main-Post berichten über Zustand des Rhöner Schwarzen Moors Bei einer gemeinsamen Begehung des Schwarzen Moors in der Rhön haben die beiden unterfränkischen Abgeordneten der Grünen Landtagsfraktion, Patrick Friedl (Würzburg) und Paul Knoblach (Schweinfurt), sowie Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann von der CSU ihre gemeinsame Forderung nach einer dringlichen Gehölzentnahme aus dem 66,4 Hektar großen Feuchtgebiet untermauert. TV Mainfranken und die Main-Post berichteten über den Ortstermin und den Zustand des Schwarzen Moors. Austrockung droht Die nachwachsenden Karpatenbirken, Kiefern und vereinzelt Fichten wirkten sich negativ auf die Hochmoorvegetation aus, verstärkten den schon fortgeschrittenen Prozess der Austrocknung oberer Torfschichten und müssten deshalb möglichst rasch entfernt werden, heißt es in einer vom Schweinfurter Büro von Knoblach verschickten Pressemitteilung. Laut den Moor-Experten Lutz Rohland vom Verein Bergwaldprojekt und Torsten Kirchner vom Naturschutzgebiet Lange Rhön könnten die Birken und Kiefern wegen ihrer Größe jetzt noch händisch entfernt, auf einen problematischen maschinellen Einsatz könnte also noch verzichtet werden. „Mit 20 ehrenamtlichen Leuten des Bergwaldprojekts wäre das in zwei Wochen erledigt“, sagte Kirchner. Problem schon lange bekannt Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war das Schwarze Moor weitgehend gehölzfrei. Das Problem der allmählich zuwachsenden Moorflächen ist zwar seit vielen Jahren bekannt. Eine Lösung scheiterte aber bisher an der Zuständigkeit: 1978 wurde die überwiegend im Eigentum des Freistaates Bayern stehende Fläche nämlich als Naturwaldreservat ausgewiesen und untersteht seitdem der Forstverwaltung des derzeit von Michaela Kaniber geleiteten Ministeriums für Ernährung, Landwirtshaft und eben Forsten. Diese Fachabteilung wiederum lehnt den seit Jahren von der Naturschutzverwaltung geforderten, durch wissenschaftliche Untersuchungen und zuletzt auch von Freie-Wähler-Umweltminister Thorsten Glauber als nötig erachtete Gehölzentnahme aber ab mit dem Argument, dass ein solcher Eingriff nicht mit den Schutzzielen eines Naturwaldreservates vereinbar wäre. Für Habermann widerspricht diese Auffassung dem so genannten Verschlechterungsverbot und verstößt gegen das übergeordnete Europäische Recht, weil das Schwarze Moor als FFH-Gebiet Bestandteil des europaweiten Schutzgebiet-Systems Natura 2000 ist. Dass Kaniber auf Protestnoten von ihm und Knoblach nun aber reagiert hat und die renommierten Moor-Experten Michael Succow und Giselher Kaule mit einem gemeinsamen wissenschaftlichen Gutachten beauftragt hat, bezeichnete Habermann als gut. – Wenn er es wegen der Kosten für den Steuerzahler auch unnötig nannte, weil „die Situation schon evident bewiesen und fachlich bereits unstreitig ist“, wie er vor Ort vor den anwesenden Medienvertretern erläuterte. Kaniber hat die Expertise in ihrer Antwort an Habermann und Knoblach noch für dieses Jahr angekündigt. Bisheriges Tempo der Renaturierung nicht ausreichend Patrick Friedl, Sprecher für Klimaschutz und Naturanpassung der Grünen Landtagsfraktion, teilt die Kritik des Obersten Bayerischen Rechnungshofs (ORH) am Moorschutzprogramm von Ministerpräsident Markus Söder. Das angekündigte Ziel, 55.000 Hektar Moorflächen bis 2040 zu renaturieren, sei bei dem bisherigen Tempo nicht ansatzweise möglich. Wie der ORH hält auch Friedl eine Zusammenarbeit aller für die Moore zuständigen Ressorts für zwingend nötig. Die nun von Kaniber angekündigten Gutachten fürs Schwarze Moor bewertete Friedl angesichts der bisher vertrackten Lage allerdings positiv. Er sieht es als „Türöffner“. Der Schweinfurter Grünen-MdL Knoblach forderte erneut ein „ambitionierteres Vorgehen beim Moorschutz, weil Moore die größten CO2-Speicher und der beste Klimaschutz sind“. Durch den seit Jahren anhaltenden Kompetenzstreit innerhalb der Staatsregierung seien bereits große Moorflächen zu Wald geworden. „Bevor das Moor nun aber vollständig zuwächst, muss schnellstmöglich gehandelt werden“, so der Schweinfurter MdL. Die Ausweisung des Schwarzen Moors als Naturwaldreservat müsse korrigiert werden, weil nun einmal EU-Recht über dem nationalen Waldrecht steht, bestätigte er Habermann. Knoblach rechnet mit einer „positiven Begutachtung“ durch die beauftragten Moor-Experten und hofft, dass es schon im Frühjahr 2022 los gehen kann. „Je früher die noch kleinen Bäume rauskommen, desto besser“. Am Moor-Spaziergang mit dem schwarz-grünen Politiktrio nahmen auch der Geschäftsführer Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön, Klaus Spitzl, sowie Bezirks- und Kreisrätin Klara May und Kreisrätin Jutta Helm, beide aus Rhön-Grabfeld, teil.