Patrick Friedl

Mitglied des Bayerischen Landtags
Sprecher für Naturschutz und Klimaanpassung

GRÜNE informieren sich beim Besuch des VINAQUA-Projektes in Volkach über zukunftsfähige Gemeinschaftsprojekte

Lesen Sie dazu auch folgenden Artikel auf der Homepage der [Mainpost]

In Volkach fällt in einem Jahr 550 Liter Niederschlag auf einen Quadratmeter Boden. In Israel sind es 600 Liter, in Kalifornien 306 Liter. Der Niederschlag würde in Volkach ausreichen, um die Reben ein Jahr mit Wasser zu versorgen, wenn er gleichmäßig fallen würde. Das tut er aber nicht: Der meiste Niederschlag fällt im Winter und bei Starkregenereignissen im Sommer. Der Boden kann jedoch nicht so viel Wasser auf einmal aufnehmen, dadurch fließt viel Wasser ungenutzt in den Kanal und in den Fluss.

Hinzu kommt die Klimaerhitzung: MdL Patrick Friedl aus Würzburg, Sprecher für Klimaanpassung, erinnert beim gemeinsamen Besuch der unterfränkischen GRÜNEN beim VINAQUA-Projekt in Volkach daran, dass die schlimmsten wissenschaftlichen Prognosen zur Klimaerwärmung in den letzten drei Jahren bereits eingetroffen sind. Patrick Friedl: „So hat sich die Temperatur seit 2018 in Unterfranken bereits um über 2 Grad erhöht gegenüber dem Referenzeitraum 1961 bis 1990. Der Niederschlag ist dramatisch rückläufig und gleichzeitig ist die Verdunstung in den Weinbergen und auf den Äckern gestiegen. Trockenheit und Dürre drohen unsere ständigen Begleiterinnen zu werden. „Die Herausforderungen für Weinbau, den Gartenbau und die Landwirtschaft im Allgemeinen sind riesig“, sagt der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach aus Garstadt im Landkreis Schweinfurt: „Weder die Winzer, noch die Landwirte, noch die Trinkwasserversorger können die daraus resultierenden Probleme alleine lösen, wir brauchen hier geeignete Gemeinschaftsprojekte für die Region“.

Um sich darüber zu informieren, hatten die GRÜNEN zur Führung durch das VINQUA-Projekt eingeladen. Dr. Patzwahl, der Leiter des Projektes, erläuterte ihnen ausführlich die Historie: Um auch unter der zunehmenden Trockenheit und der Bodenerosion noch Weinbau und Landwirtschaft betreiben zu können, bietet sich die Nutzung von Bewässerungsanlagen und Wassermanagementsystemen an, die das Oberflächenwasser nicht ungenutzt wegfließen lassen, sondern das wertvolle Brauchwasser in der Region halten. In Volkach gibt es deswegen seit 2010 auf einer begrenzten Rebfläche ein Wassermanagementsystem, das den Oberflächenabfluss aus den Weinbergen in einem Pufferbecken auffängt und in Speicherbecken pumpt, um das Wasser bei Bedarf mit Tropfbewässerung in die Weinberge zu bringen, erläuterte Patzwahl. Die Anlage wurde im Rahmen einer Kooperation aus den ansässigen Winzern, die Rebanlagen im Betropfungsgebiet haben, sowie der Stadt Volkach, die durch den Bau Kosten für ihr Kanalsystem einspart, und der Fernwasserversorgung Franken (FWF) errichtet. Wichtig war für die GRÜNEN, dass die Betriebskosten der Anlage durch die teilnehmenden landwirtschaftlichen Betriebe gemeinsam getragen werden, die sich zudem verpflichteten, ihre Weinberge auf mindestens 40 Jahre ganzjährig zu begrünen und auf potentielle Ausgleichsrechte und Ausgleichsflächenzahlungen durch die Trinkwasserversorger zu verzichten. Die Anlage versorgt aktuell 30 Hektar Rebfläche und Obstbäume, kann aber bis zu 100 Hektar Rebfläche versorgen. Die GRÜNEN waren sich einig: Einer der großen Vorteile dieses Projektes ist die gemeinsame Finanzierung sowie die darin enthaltene Verpflichtung, sich gemeinsam für mehr Erosionsschutz und wassersparende Bewässerung einzusetzen. Denn das VINAQUA-Wassermanagementsystem in Volkach ist mehr als ein Bewässerungskonzept für Weinberge: Primär geht es hier um die Reinhaltung des Trinkwassers: unterhalb der betropften Rebfläche befindet sich ein Wasserschutzgebiet, aus dem die FWF Grundwasser erschließt und anschließend aufbereitet. Doch da das Trinkwasser im Erschließungsgebiet Volkach einen hohen Nitratwert hat und die Aufbereitung des Trinkwassers jedes Jahr hohe Kosten verursacht, ist jede Maßnahme, die verhindert, dass belastetes Wasser bei Regen in das Trinkwassererschliessungsgebiet abläuft, wichtig.

Das Projekt reduziert ebenfalls die Erosion des wertvollen Humusbodens auf den Steillagen durch die Begrünung der Weinberge und den geringeren Wasserabfluss bei stärkeren Regenfällen, denn das Wasser reißt auch Boden mit sich: im Schnitt beträgt die Bodenerosion in Volkach, abhängig von der Bodenbearbeitung, 6-12 Tonnen pro Hektar. Nachhaltig wären jedoch nur 4-5 Tonnen. Die Sedimente landen im Main und gefährden dort die Binnenschifffahrt. Um diese zu entfernen, muss die Bundeswasserstrasse gepflegt werden. Wenn sich der Aufwand dafür reduziert, sinken auch die Kosten für den Steuerzahler, erläuterte Patzwahl.

Die VINAQUA-Anlage in Volkach beinhaltet somit nicht nur ein Bewirtschaftungs- und Bewässerungskonzept für Weinberge, das den bevorstehenden Herausforderungen des Klimawandels gerecht wird. Es berücksichtigt neben der Weinqualität auch ökologische Aspekte wie den Bodenschutz und gesellschaftliche Aspekte, wie die Trinkwasserversorgung und die Binnenschifffahrt. Die Anlage in Volkach gilt als ein Gemeinschafts- und Vorzeigeprojekt, von dem viele profitieren. Für die Landtagsabgeordnete Kerstin Celina aus dem Landkreis Würzburg ist das Projekt ein Baustein, um regional erzeugten Wein und Nahrungsmittel hier auch in Zukunft produzieren und vermarkten zu können: „Das Projekt zeigt, wie unter dem rasant fortschreitenden Klimawandel der Weinbau, der unsere Landschaft prägt, unterstützt werden kann. Das ist natürlich auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region und den hiesigen Tourismus. Wie beliebt die Region ist, konnte ja jeder in den letzten Monaten sehen, und jetzt, im Herbst zur Traubenlese, gilt das natürlich erstrecht."

„Wir müssen den Klimawandel, die Hitze und die Trockenheit konsequent an der Ursache bekämpfen, aber auch in Anpassungsmaßnahmen investieren, sonst wird es zu weiteren Ertragseinbrüchen kommen, mit der Folge, dass viele Gemüse- und Obstbauflächen in Franken verschwinden werden und Betriebe aufgeben müssen. Neben der Veränderung der Kulturlandschaft wird damit auch die Wirtschaft der Region betroffen. Denn jeder Euro Umsatz im Weinbau bedeutet vier Euro Umsatz im Tourismus. Das zeigt, wir müssen jetzt handeln“, fassten die GRÜNEN zusammen.


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